RUND.UM: Sie haben sich 2022 in das größte Abenteuer Ihres Lebens gestürzt. Kann man das so sagen?
Carolin Heinrich: Vermutlich schon [lacht]! Ich hatte bereits drei Jahre nach einem Resthof in der Nähe von Hannover gesucht, als es im Februar 2022 sehr schnell sehr konkret wurde: Ich fand ein passendes Angebot, unterschrieb den Kaufvertrag – und bin seitdem Besitzerin eines mehr als 100 Jahre alten Hofes im entsprechenden Zustand. Dazu gehören 1,2 Hektar Grund, mit einer Scheune, Stallungen und ganz viel Wald.
Warum haben Sie den Hof gekauft?
Ich möchte etwas Bleibendes schaffen, einen schönen Ort für Menschen und Tiere. Meine Vision ist es, Pferden mit einem Aktivstallkonzept ein gutes Leben zu ermöglichen. Außerdem möchte ich gerne weiteren Tieren ein Zuhause bieten, zum Beispiel Alpakas. Und: Ich bin von der Idee fasziniert, weitgehend Selbstversorger zu sein und das, was man zum Leben braucht, auch selbst anzubauen. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg…
Wie kamen Sie auf die Idee mit dem Aktivstall für Pferde?
Die Liebe zu Pferden habe ich durch meine Mutter: Sie leitete 45 Jahre lang das therapeutische Reiten in der Nähe von Langenhagen bei Hannover. Mein Ziel ist es, einen Pensionsstall mit Aktivkonzept aufzubauen. Solch ein Konzept sieht eine Wegeführung zwischen Stall- und Weideflächen vor, die den Pferden enorm viel Bewegung verschafft – rund 12 Kilometer können so täglich zusammenkommen – und führt zu entspannten und ausgeglichenen Tieren.
Hatte der Hof denn schon die Voraussetzungen für ein derartiges Konzept?
[Lacht] Nein, überhaupt nicht. Ich musste den Hof richtiggehend aus dem Dornröschen-Schlaf erwecken: Der Hof stand zuletzt zwei Jahre leer – und wurde davor allein von dem über 80-jährigen Vorbesitzer bewirtschaftet, dem die Aufgaben in den vergangenen Jahren aber im wahrsten Sinne des Wortes über den Kopf gewachsen waren. Das Backsteinhaus war in einem entsprechenden, sehr schlechten Zustand. Die 1.000 Quadratmeter Dachfläche neu zu decken, war daher auch die vordringlichste Aufgabe – und dauerte dreizehn Monate, Rückschläge und Baustopps inbegriffen. Parallel habe ich das Haus komplett entkernen lassen – jetzt geht es sukzessive an den Innenausbau, denn auf dem Hof sollen auch noch sieben Gäste-Apartments entstehen, die ich jetzt nach und nach ausbaue.
Eine Mammutaufgabe … Was waren – beziehungsweise sind – denn die größten Herausforderungen bei solch einem Projekt?
Gute Handwerker zu finden (lacht)! Im Ernst: Größe und Komplexität des Projekts sind enorm – aber die haben mich nie geschreckt. Natürlich muss man gut planen und sich viel Wissen aneignen, um so einen Bau zu begleiten und erbrachte Leistungen auch beurteilen zu können. Dann sollte man mit Rückschlägen umgehen können und sich nicht beirren lassen. Und es ist sehr wichtig, richtig zu priorisieren: auf der Baustelle selbst, aber vor allem im Zusammenspiel mit dem Berufsleben – und das, was man tut, stets mit voller Konzentration zu tun. Alles zusammengenommen ist die größte Herausforderung sicherlich, die eigenen Kräfte gut einzuteilen und sich nicht zu übernehmen. Ich kann zum Glück meine Grenzen sehr gut einschätzen und richte mein Verhalten entsprechend aus.
Sie gehören zum Team Digital Accelerator bei Melitta in Minden und treiben mit Ihrer Arbeit die digitale Transformation der Gruppe voran. Wie passt ein 100 Jahre alter Hof zum Zukunftsthema Digitalisierung?
Es gibt jede Menge Parallelen: Genau wie mein Bauprojekt ist auch das Vorantreiben der digitalen Transformation ein Marathon und kein Sprint – man braucht Geduld und Hartnäckigkeit, um etwas zu verändern. Unsere E-Commerce Convention, zu der wir als DAT-Team im Mai in die Dortmunder BVB-Arena geladen hatten, ist ein solcher Meilenstein, der den Teilnehmenden hoffentlich viele Impulse gegeben hat. Abgesehen davon finde ich es persönlich wahnsinnig spannend, was im Rahmen der Digitalisierung alles machbar ist – und so plane ich, später so viele Aufgaben wie möglich digital zu vernetzen. Das fängt bei digital gesteuerten Futterautomaten und Bewässerungssystemen an und hört bei Videoüberwachung und Smarthome noch lange nicht auf. Es wird also ein traditioneller Hof, der durch und durch digitalisiert ist!
Was wünschen Sie sich für Ihr Projekt?
Ich möchte in fünf Jahren mit allem fertig sein. Meine sehr konkrete Vision dessen, was ich schaffen möchte, und eine solide Projektplanung sind dabei mein Ansporn. Aber: Man braucht auch kompetente und verlässliche Handwerkerinnen und Handwerker. Wer mir also gute Handwerker zwischen Hannover und Minden empfehlen kann, darf mir gern jederzeit einen Tipp geben!