Kaffeepflanzen sind empfindlich und benötigen neben speziellen klimatischen Bedingungen eine ganzjährige Pflege, um Früchte zu tragen. Traditionell verwenden Kaffeefarmer chemischen Dünger in großen Mengen, was die bereits unbeständigen Einnahmen, insbesondere der kleinen Betriebe, weiter verringert. Um die umweltschädliche Chemie zu reduzieren, die Farmer für eine Kreislaufwirtschaft zu begeistern und eine abfallfreie Kaffeelieferkette lokal zu unterstützen, wurde vor drei Jahren das Projekt ‚Back to the Roots‘ in Santo Antônio do Âmparo, Brasilien, ins Leben gerufen. Die Melitta Gruppe hat dieses kürzlich abgeschlossene Projekt initiiert, finanziell gefördert und intensiv begleitet.
Abfälle im Kaffeeanbau - ungenutzte Ressourcen
Die Abfälle im Kaffeeanbau haben ihre eigene Dimension, sind im wahrsten Sinne des Wortes eine große Last. Pro Hektar fallen allein 2,1 Tonnen an Schalen von Kaffeekirschen an, hinzu kommt das Holz alter Kaffeepflanzen. Bei Schulungen und Aktionstagen neue Methoden für die Wiederverwertung von Abfällen kennenzulernen, bedeutet für Landwirte die Chance ihre Produktionskosten zu senken; denn die Preise für Kunstdünger sind in den letzten Jahren stark gestiegen.
Wenn es um Veränderungen geht, sind aber nicht alle Menschen sofort Feuer und Flamme. Neue Düngemethoden? Zeit und Platz fürs Abfallmanagement schaffen? Silvia Torres von der Hanns R. Neumann Stiftung, die das Projekt vor Ort umgesetzt hat, skizziert den Start: „Wir waren froh, dass der Verband von Kleinbauernfamilien vor Ort sofort an unser Projekt geglaubt und uns Türen geöffnet hat“. Mit dessen Hilfe sei es gelungen, auch Menschen von einer Teilnahme zu überzeugen, die zunächst zögerlich waren.
Von den knapp 400 landwirtschaftlichen Betrieben in Santo Antônio do Âmparo, die Kaffee anbauen, haben rund 150 an verschiedenen Schulungen teilgenommen. Ein Teil der Kaffeefarmer:innen testete das erworbene Wissen direkt in der Praxis und begann damit, aus Schalen der Kaffeekirschen und anderen organischen Abfällen aus seiner Landwirtschaft eigenen Kompost herzustellen. Ein Projektteilnehmer erzeugte anfangs fünf Tonnen, eine Zeitlang später freute er sich bereits über 15 Tonnen und dass er seine Ausgaben für Kunstdünger damit reduzieren kann.
Darüber hinaus war das Projekt in der Gemeinde aber auch Initialzündung, sich gemeinsam um die Verwertung organischer Abfälle zu kümmern. Und zwar in Form eines genossenschaftlichen Betriebes: Wer mehr Kompost hat als er selbst benötigt, kann den abgeben. Wer zu wenig hat, kann ihn dort zu einem günstigen Preis kaufen.
Zentrale KENNZAHLEN
Anzahl an teilnehmenden Farmern
147
Anzahl der Personen, die von den Maßnahmen erreicht wurden
312
Anzahl der Unternehmen, die von den Maßnahmen profitieren
18
Pflanzen zeigen Reaktionen
Die Farmer:innen, die gleich zu Projektstart dabei waren und ihren selbsterzeugten Dünger auf die Felder brachten, berichteten schon nach einigen Monaten, dass ihre Kaffeepflanzen kräftiger und grüner aussehen würden. Diese Beobachtungen wurden durch Analysen von Fachleuten und Laboren gestützt, sagt Silvia Torres: „Böden, die jetzt den organischen Dünger bekommen, weisen einen höheren Nährstoffgehalt auf als dort, wo es mit chemischen Mitteln geschieht. In welchem Maße sich das auf die Qualität der Böden und den Zustand von Pflanzen auswirkt, lässt sich allerdings erst nach vier bis fünf Jahren Kompost-Anwendung genau belegen“. Für die Zukunft ist das hochrelevant. Pflanzen, die besser mit Nährstoffen versorgt werden, sind widerstandsfähiger gegen extreme Wetterereignisse, die mit dem Klimawandel zusammenhängen.